Wasser marsch! – Ein Besuch bei den Niagarafällen in Kanada

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Hallo liebe Freundinnen und Freunde des gepflegten Reiseblogs und herzlich willkommen zurück auf meiner Seite!

Noch immer befinden wir uns in Kanada. Nach unserer fünftägigen Zugfahrt mit dem „Canadian“ quer durchs Land sind wir nun in Toronto angelangt. Eine ganze Woche haben wir für unseren Aufenthalt in Kanadas einwohnerstärkster Stadt veranschlagt, so dass uns auch ausreichend Zeit bleibt für einen Tagesausflug außerhalb der City. Denn von Toronto aus geht es in rund 2 Stunden zu einem der berühmtesten Touristenziele der Welt: Die Niagarafälle, in diesem Fall natürlich von der kanadischen Seite aus betrachtet, was -wie Kenner vermerken- die bessere Perspektive bietet im Gegensatz zu einem Aufenthalt auf der US-Seite.

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Für alle, die in der Schule im Erdkundeunterricht nicht so richtig aufgepaßt haben (wie ich zum Beispiel), hier noch einmal eine geographische Einordnung in aller Kürze:

Die Niagarafälle entstehen -wie der Name schon vermuten läßt- aus dem Fluß Niagara River, der den Eriesee mit dem Ontariosee verbindet. (Gleichzeitig dient der Niagara River als Grenzfluss zwischen Kanada und den USA.) An den Fällen stürzen dann die Wassermassen des Niagara River bis zu 57m in die Tiefe. Das Ganze geschieht an drei Stellen, zwei Mal rein auf der US-amerikanischen Seite mit den „American Falls“ und den kleineren „Bridal Veil Falls“, sowie ein dritter Fall, durch den sich die Grenze zwischen den Anrainerstaaten zieht: Die „Horseshoe Falls“ als weitaus größter und tiefster Wasserfall. Alle drei zusammen ergeben die berühmten „Niagara-Fälle“ und gehören auf beiden Seiten -USA und Kanada- zu den größten und meistbesuchten Touristenattraktionen im Land.

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Wenn man sich nun entschließt, von Toronto aus einen Tagesausflug zu den Niagarafällen zu unternehmen, wird man zunächst einmal von der Vielzahl der Angebote, die dem geneigten Besucher hier zur Verfügung stehen, schier erschlagen. Von der all-inclusive Busreise bis hin zur integrierten Weinprobe ist alles dabei. Dazu kommen noch die diversen Möglichkeiten, die vor Ort bei den Falls angeboten werden (ich komme noch darauf zurück) und in daumendicken Broschüren aufgeführt sind, die an vielen Stellen in Toronto ausliegen. Was also tun? Ganz einfach: Die Profis fragen! Das haben wir dann auch gemacht und sind schnurstracks zum „Tourist Information Centre“ Stadt Toronto in die Union Station gegangen.

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Dort konnte uns auch eine freundliche Dame wunderbar weiterhelfen. Denn es war gar nicht nötig, sich mit all den überteuerten Angeboten privater Reiseunternehmen zu beschäftigen: Für die Reise von Toronto zu den Niagarafällen bedurfte es nur eines einfachen Bustickets zum Preis von 40 Can$ (rund 30 Euro) für die Hin- und Rückfahrt. Denn der Zugang zu den Niagarafällen als Naturdenkmal ist frei, kostet keinen Eintritt und kann von allen, die vor Ort sind, frei genutzt werden. Daher schon „witzig“, dass die privaten Anbieter teilweise auf ihre Flyer schrieben, dass der „Zugang zu den Niagarafällen“ im „Reisepreis enthalten“ sei.

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Also einfach online gebucht und schon ging es 2 Tage später vom zentralen Busbahnhof in Toronto Richtung Niagarafälle. Nach 2 Stunden kamen wir an unser Ziel, besser gesagt an der Endstation der Busfahrt an, die sich allerdings nicht als „Niagarafälle“ entpuppte, sondern vielmehr als eine ziemlich verlassene Gegend im Nirgendwo, mit einer kleinen Busstation und einigen -wohl schon länger nicht mehr genutzten- Gebäuden drumherum. Das hier sollte die weltberühmten Niagarafälle sein?

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Unser freundlicher Busfahrer klärte uns auf, dass dies hier die allgemeine Anlaufstelle für alle Busfahrten wäre. Von hier aus hätte man die Möglichkeit mit dem Taxi oder den Shuttlebussen vor Ort weiterzureisen, entweder zu den Fällen oder auch zur kleinen Stadt Niagara-on-the-Lake in die andere Richtung. Man könnte natürlich auch, so unser Busfahrer weiter, sich zu Fuß aufmachen zu den Fällen, das würde so rund 45 Minuten dauern – für Ungeübte…..Er hätte die Strecke schon in 15 Minuten geschafft….

Da wir schon rund 2 Stunden gesessen hatten, entschlossen wir uns für die „Zu Fuß“ Variante; die Distanz zu den Fällen schien uns als geübte Wanderer nicht allzu weit. Was wir nicht bedacht hatten, waren die Temperaturen. Bei knalligen Sonnenschein zeigte unser kleines Ahorn-Thermometer auf der Strecke schon bald Werte um die 38 Grad an.

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Gut durchgeschwitzt und leicht angeröstet kamen wir nach rund 45 (nicht 15!) Minuten so langsam in die Nähe der Fälle. Auf dem Weg dorthin bot sich schon so mancher Ausblick auf den River Niagara und auf die dem Fluß gegenüberliegende USA, die durch mehrere Brücken über den Niagara mit Kanada verbunden ist.

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Und dann endlich ein erster Blick auf die Niagarafälle (hier die „American Falls“ auf Seiten der USA):

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Aber noch war ein gutes Stück zu laufen, bis wir auch die großen „Horseshoe Falls“ von der kanadischen Seite aus in all ihrer Pracht bewundern konnten.

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Nun ist der Zugang und der Blick auf die Fälle zwar frei, wie wir ja bereits wußten und jetzt auch erfahren konnten, aber natürlich hat sich rund um die Niagarafälle sowohl auf kanadischer als auch US-amerikanischer eine riesige Tourismus-Infrastruktur entwickelt, die Jahr für Jahr für die vielen Millionen Besucher ein umfassendes Angebot bereithält, die Fälle auf ganz besondere Weise zu erfahren (natürlich gegen „harte Dollar“). Man kann mit dem Helikopter die Niagara-Fälle überfliegen, mit einer Seilrutsche auf der kanadischen Seite Richtung „Horseshoe Falls“ sausen oder sich mit dem Boot auf dem Niagara River direkt in die unmittelbare Nähe der Fälle begeben.

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Will man all diese „Attraktionen“ aktiv wahrnehmen, braucht man neben dem nötigen Kleingeld vor allem eines: Geduld. Denn überall bilden sich lange Schlangen, das machte an einem solchen heißen und sonnigen Tag nicht wirklich Spaß.

Wir entschieden uns zunächst, noch ein wenig weiter zu laufen auf der kanadischen Seite, an der Kante der „Horseshoe Falls“ vorbei so dass wir sehen konnten, wo die ganzen Wassermassen herkamen, die dann 57 m in die Tiefe stürzten.

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Wir hatten uns dann für eine „Journey behind the Falls“ entschieden. Diese „Reise“ ermöglicht es den Besuchern einerseits, durch eine eigens hierfür aufgebohrte Öffnung von hinten auf die Fälle zu schauen und andererseits in die unmittelbare Nähe der herabstürzenden Wassermassen zu kommen. Ein wenig Wartezeit mussten wir auch hier in Kauf nehmen, aber schon bald waren wir in Besitz der gelben Plastikumhänge, die alle Besucher „behind the Falls“ anzuziehen haben.

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Derart ausgerüstet ging es nun endlich los. Um es vorwegzunehmen, der Blick „von hinten“ auf die Fälle lohnt sich nicht wirklich. Es ist wirklich nur eine Öffnung im Felsen und davor sieht man Wasser herunterrauschen. Hierfür auch noch längere Zeit anzustehen, ist eigentlich verschenkt

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Was sich dann aber wirklich lohnte, war ein weiterer Weg, der uns direkt an die runterstürzenden Wassermassen der „Horseshoe Falls“ führte. Jetzt kamen auch die gelben Schutzumhänge zur Geltung, denn die Gischt machte einen so richtig nass. Dazu der Ausblick und die unmittelbare Nähe zu der Gewalt der Wassermassen: Atemberaubend!

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Als Brillenträger bräuchte man hier eigentlich Scheibenwischer! 🙂

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Diese unmittelbare Nähe zu den Niagara Fällen wird mir unvergesslich bleiben und ich kann nur jedem Besucher empfehlen, diese „Journey behind the Falls“ zu buchen. Aber geht nicht zum Loch in der Wand, geht direkt raus zu den Fällen und lasst Euch nassmachen! 🙂

Später erfuhren wir im Besucherzentrum noch einige interessante Details zu den Niagarafällen. So existiert zwischen den USA und Kanada ein Vereinbarung seit 1950 , dass in der Touristensaison maximal 50% der Wassermassen des Niagara Rivers zu Kraftwerken umgeleitet werden dürfen, außerhalb der Saison und nachts dürfen es bis zu 75% sein. Man kann also die Niagara-Fälle auf- und zudrehen fast wie einen Wasserhahn! Krass! 1969 legten die US-Amerikaner ihre Seite sogar mal komplett für 6 Monate trocken, um geologische Untersuchungen durchzuführen.

Es gab auch immer wieder Versuche von mutigen, todessehnsüchtigen oder einfach verrückten Menschen, die Niagarafälle hinunterzustürzen. Meistens endeten diese Versuche tödlich; erst 2003 gelang es dem US-Amerikaner Kirk Jones nachweislich als erster Mensch, einen Sturz die Niagarafälle hinunter ohne jegliche Hilfs- und Schutzmittel zu überleben (lediglich zwei Rippenbrüche). Seine Motivation: Er suchte einen Job. Na, ob da dieser Stunt die geeignete Maßnahme war, sei mal dahingestellt.

Sich die Niagara Fälle hinunter zu stürzen, steht übrigens in Kanada unter Strafe. Nicht zuletzt daher haben wir dann davon Abstand genommen, man will ja nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen 🙂

Wir haben lieber noch ein wenig die Aussicht auf die Fälle genossen, bevor es wieder mit dem Bus nach Toronto ging.

Als wir dann gegen 21 Uhr in der Dunkelheit in der kanadischen Metropole ankamen, empfing uns ein wolkenbruchartiger Regen von derartigen Ausmaßen, dass man meinen könnte, die Niagara Fälle hätten uns bisher verfolgt und wollten uns noch eine Abkühlung bescheren nach diesem sehr heißen, aber auch schönen Tag.

Wir lesen uns!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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